Hühner Rettung 2023- Hennen aus der Hölle

Vor 2 Jahre bekamen wir unsere Hennen aus einem Bodenhaltungsbetrieb in Norddeutschland. Das Video dazu findet ihr hier.
Diese Anlage ist bekannt für ihre Grausamkeit, die ihre Sklaven aufs Äußerste quält. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um Tierrechtsverstöße, sondern um eine völlig legale Anlage, wie es sie zu Hunderten in Deutschland gibt.  Nun wurde alles doch noch einmal getoppt. Statt einem Jahr, mussten diese 2023-Hennen nun 2 Jahre überleben. Inklusive einer Zwangsmauser, bei denen ihnen das Futter und Wasser genommen wird. Die schwachen Hennen kommen sowieso nicht mehr an Futter und Wasser, werden in karge Ecken verdrängt und zu Tode gepickt. Ein paar Tage vor der „Ausstallung“ fiel der Lichtstrahl einer lieben Tierschützerin auf einige Hennen, diese wurden in Transportkisten gesetzt und zum Abholort gefahren. Die Ausstallung verläuft immer äußerst brutal. Meist kommen polnische Tiertransporteure und greifen jeweils 3 Hennen mit einer Hand. Die Hennen werden in die Kisten geschmissen, oft reißen Flügel dabei ab und schlimmeres. Das sollte man mal gesehen haben.
 
Mir war klar, dass die Geschöpfe, die wir zu uns nehmen, sehr schwach sein würden. Aber der Anblick hat mich dann doch geschockt. Beim Übergabeort konnte ich beobachten, dass viele Hennen, die noch nie in ihrem Leben Sonne gesehen hatten, sich intuitiv, noch in ihren Transportboxen, für ein Sonnenbad auf die Seite legten. Selbst eine kleine Henne, die zu schwach zum Stehen war, legte sich auf dem Rasen auf die Seite und breitete ihre Flügel aus. Ich nahm 4 der ganz schwachen Kandidaten mit – plus die kleine schwache Henne, die ich schnell Jette taufte, da ich nicht sicher war, ob sie die Fahrt überleben würde. Und ich sollte Recht haben. Jette legte ich eingewickelt in meinen Schoß. Ich sang die 1,5 stündige Fahrt über für sie Liebeslieder, entschuldigte mich bei ihr und streichelte sie ganz sanft. Zweimal stand sie kurz auf, dann legte sie sich für immer hin. Jette, es tut mir so leid. Ich hätte dir so gerne ein Leben geschenkt.
Viel Zeit zum Trauern hatte ich nicht, denn ich hatte ja noch vier andere Damen, die erstmal versorgt werden mussten.
 
Nach dem Tierarzt-Check steht fest: Henne Katrin (Meine Mutter Katrin hatte an dem Tag Geburtstag, deshalb wurde sie nach ihr benannt) hat deformierte Zehen, es sind alte Brüche, sie beinträchtigen sie nicht weiter, müssen aber eine lange Zeit unglaubliche Schmerzen gemacht haben. Sie hatte ein Windei, welches sie mit Medis und Kalziuminfusionen wieder herausbekommen konnte. Gott sei Dank. Huhn Sophie ist „nur“ schwer in der Mauser. Sie hängt sehr durch, hat aber grade wegen der Mauser eine kurze Legepause. Dann die Sorgenkinder Charlotte und Linda. Charlotte wiegt 1400 Gramm, wurde stark gepickt, hatte einen blutigen Rücken, kaum Federn und ist leider voller Schichteier. Sie braucht eine OP. Huhn Linda ist noch schlimmer dran. Auch sie ist voller Schichteier, es gammelt so einiges in ihrem Legedarm, sie ist Haut und Knochen wiegt Grade 1067 Gramm. Sie ist zurzeit zu schwach für eine OP.
 
Kurze Erklärung: Schichteier bilden sich wenn das Huhn nicht ausreichend Kalzium für die Eischalenproduktion zur Verfügung hat, sie ziehen es schon aus ihren Knochen, weshalb auch 97% der Legehennen gebrochenen Brustbeine haben. Diese Eier ohne Schale nennt man Windeier, schafft das Huhn sie nicht herauszupressen, verbleiben sie im Legedarm. Es bildet sich weiterhin Eimasse, die gammelige Masse verkapselt und drückt auf alle anderen Organe. Unbehandelt führen Schichteier immer zum langsamen, qualvollen Tod (Ersticken). Man kann sie nur operativ entfernen. Danach benötigen sie lebenslang einen Hormonchip, der das Eierlegen unterbindet. Chippt man nicht, fällt die weiterhin produzierte Eimasse in den Bauchraum und das Huhn verstirbt daran. Kosten für eine OP 600-800 Euro. Bisherige Untersuchungskosten 550 Euro (Stand nach 1 Woche). Alle 3 Patientinnen bekommen von uns täglich Kalziuminfusionen, Schmerzmittel und Antiobiose für die entzündeten Legedärme. Damit geht es ihnen viel besser. Trotzdem ist eine OP sehr riskant und auch der Chip hat Nebenwirkungen. Ich werde nächste Woche mit der Spezialistin besprechen mit wem wir es wagen könnten. Wir können alle Gebete und gedrückte Daumen gebrauchen.
 
Linda ist eine ganz bezaubernde zarte Persönlichkeit, ich würde sie so wahnsinnig gerne kennenlernen. Charlotte ist noch sehr scheu, der Mensch bedeutet für sie nur „Gefahr“. Auch Sophie ist sehr scheu, panisch. Sie wird viel Zeit brauchen. Katrin ist etwas souveräner, sie ist die „fitteste“ und dadurch ganz oben in der Hackordnung. Das kann sich später aber auch wieder ändern.
 
Ich bekomme fast wöchentlich Anfragen für Hennen, alle sollen gerettet werden. Wir möchten mit diesen Beitrag auch aufzeigen, dass solche Hybrid-Legehennen in erfahrene Hände gehören und das in der Regel sehr viel Pflege und Geld benötigt wird. Nur ein Garten alleine reicht nicht. Es wird auch noch ein Hühner-Video geben. Ich möchte noch etwas die Entwicklung abwarten. Katrin und Sophie sind soweit über dem Berg und suchen ihre Herzenspaten. 
 
Wir geben natürlich Updates.