Lämmer 2023

Lebenshof Schleswig-Holstein 1

Der Verein Stark für Tiere e.V. arbeitet nun im 2. Jahr mit einem lokalen Schäfer im Raum Hamburg zusammen, der seine schwachen Kümmerer-Lämmer dann in eine erste Auffangpflegestelle abgibt, damit sie eine Chance auf Leben haben. Gründe sind u. a. Drillingslämmer, sehr kleine, schwache Lämmer, vom Mutterschaf verstoßen, Mutterschaf verstorben, Krankheiten, Unfälle etc. Auf der Hauptpflegstelle werden sie erstversorgt und sobald sie stabil sind an weitere Pflegestellen vermittelt. Yuri, Momo und Johann kamen zu uns. Momo und Johann sind Brüder, deren Mutter von den anderen Schafen niedergetrampelt wurde, Yuri war ein sehr kleiner Zwilling.

Schnell war klar, sie dürfen bei uns bleiben, deshalb sind sie nun unsere Schafe.  Die 3 haben sich gut eingelebt, kamen mit dem Wechsel vom warmen Haus in die kühlere Scheune dank Mäntelchen und Wärmelampe gut zurecht.

Momo

Gestern spielten wir noch alle in der Sonne, alles war friedlich. Auch bei der vorletzten Flasche um 19:30 war noch alles in Ordnung, bei der letzten Mahlzeit entdeckte ich, dass Johann und Momo Blähbäuche hatten. Das kann  bei einer Fütterung mit MAT (Milchaustauschpulver) leider  rasend schnell gehen. Meine bevorzugte KST-Fütterung (besser bekömmlich) wurde vom Verein leider abgelehnt. Und da sie am Anfang ja alle nur Pflegelämmer (als Vereinseigentum) waren, habe ich mich den Vereinsvorgaben gefügt. Das bereue ich jetzt sehr.

Mit Hilfe der Tierärztin die 2 mal nachts kam, gaben wir alles was Momo und Johann hätte helfen können abzugasen. Sie bekamen verschiedene Mittel, Schmerzmittel, Antibiose. Bei Johann stellte sich schnell eine Besserung ein, er war stabil. Momo ging es immer schlechter. Ich bewegte ihn immer wieder, zwischendurch Ruhephasen mit einer Wärmedecke. Über eine Magensonde wurde 2 mal versucht Gas abzulassen, mit wenig Erfolg. Ich machte bei Momo Einläufe, massierte ihn leicht, bewegte ihn, betete. Ich blieb die gesamte Nacht bei ihm. Er fand auch keinen Schlaf. Immer wenn er sich hinlegen wollte, stand er vor Schmerzen wieder auf. Ich „wusste“ schon ziemlich früh, dass er es nicht schaffen wird, wollte es aber nicht wahrhaben und versuchte alles. Es hatten schon Lämmer überlebt, denen es viel schlechter ging. Nachdem es ihm zunehmend schlechter ging, rief ich die Tierärztin ein 3. Mal aus dem Bett, die sich wieder auf den 25 minütigen Weg zu mir machte. Ich ging kurz ins Haus um eine neue Wärmflasche zu machen und als ich wieder kam, war er schon zur Seite gekippt, lebte aber noch. Ich nahm ihn in meine Arme, spürte seinen schnellen Herzschlag und konnte noch einige wenige Atemzüge zählen, bis er im Sterben all sein Gas über den Mund loswurde. Sein Bauch wurde wieder dünn, aber auch seine Seele war gegangen. Ich behielt ihn im Arm während ich die Tierärztin anrief und ihr sagte, sie könne wieder umdrehen. Ich hielt ihn noch eine ganze Weile so. Momo war für mich der Schönste und Zarteste der 3. Er war ein feinsinniger Träumer, dem ich so sehr den Frühling gewünscht hätte und von dem ich euch noch so gerne erzählt hätte.

Lämmer (Tierkinder allgemein), die nicht bei ihrer Mutter aufwachsen können, sind so fragile zarte Wesen.. Es ist ein solches Glück sie durchzubringen und aufwachsen sehen zu können. Aber es gibt leider auch immer wieder diese traurigen Momente, in denen die Lämmer wieder umkehren und auf ihren Heimatstern zurückfliegen. Wir danken dir für deine Liebe Momo und werden dich nie vergessen. 

Bilder: von Momo