Notfall Inge

Lebenshof Schleswig-Holstein 1

Vor drei Wochen fiel mir Inge eines abends auf.  Sie wirkte etwas verlangsamt. Ein Alarmzeichen bei den Hybridhennen. Also wollte ich sie am kommenden Tag genau beobachten. Samstag morgen kam sie jedoch schon nicht mehr aus dem Stall. Sie hatte Koodinationsstörungen und der Stellreflex ihrer Füße funktionierte nicht gut. Also rief ich die Tierärztin an. Ich sollte es erst einmal mit einer Infusion und Schmerzmittel versuchen und eine Stunde abwarten. Doch leider half auch das nicht, also fuhr ich mit Inge zur Tierärztin- natürlich im Notdienst.

Notdienst bedeutet: Notdienstpauschale von 60 Euro und der dreifache Gebührensatz (aus Kulanz manchmal der doppelte, in einigen Praxen kann sogar der vierfache gefordert werden). Der Ultraschall ergab Schichteier. Natürlich. Da meine Tierärztin entweder direkt oder erst wieder in 9 Tagen operieren konnte, entschied ich mich für die schnelle, teure Variante, da Inge auf keinen Fall noch 9 Tage leiden sollte. Für diese speziellen Ops bei Hühnern sind leider nur wenige Tierärzte ausgebildet. Es bringt nichts zu einem normalen Tierarzt zu fahren, sie können nur einschläfern (manchmal nicht mal das).

Sie wurde noch am Nachmittag operiert. Leider musste der gesamte Legedarm entfernt werden. Sie blieb 2 Tage auf Station. Als ich sie Montag wieder abholte, aß sie leider noch nicht selbstständig, also musste sie per Sonde von mir ernährt werden, Medikamente und Infusion bekam sie auch weiterhin. Außerdem erhielt sie Gesellschaft von der lieben Linda. Nach 3 Tagen begann Inge wieder selbstständig zu essen und ich konnte sie nach einer Woche wieder rauslassen.

Leider hat auch der gesetzte Hormonchip, der das Eierlegen nun verhindert einige Nebenwirkungen, deshalb ist sie noch etwas ruhig und sondert sich ab. Aus dem Grund habe ich sie zurzeit noch im Haus, damit sie ganz in Ruhe wieder zu Kräften kommt. Das gibt sich meist so nach 1-2 Wochen, dann geht’s nur noch bergauf, der ganze Körper kann sich von der Legerei erholen und zur Ruhe kommen. Besonders im Winter kommt es durch die verkürzte Tageszeit (Hühner essen nicht im Dunklen) zur verminderten Calciumaufnahme und damit einhergehend zu Legeproblemen (Windeier, Schichteier). Aus diesem Grund haben wir alle anderen 15 Hühner chippen lassen. Wir hoffen, dass sie damit gut über den Winter kommen. Bei einigen wirkt er leider auch nur 2 Monate, bei einigen vielleicht auch 3-5 Monate. Da die Chipdauer leider insgesamt kürzer ist und der Chip teurer, konnten wir mit den geringen Patenschaften unsere Hühner nicht fortlaufend chippen, es ist schlicht zu teuer. Aber man sieht was eine Legephase von ca 3-4 Monaten für Folgen haben kann. Eine sehr teure Not-OP und schlimme Schmerzen für Inge.

Diese Problematik ist kein Einzelfall, sondern Alltag bei den Hybriden. Die meisten bemerken es zu spät oder es fällt gar nicht auf und das Huhn liegt dann plötzlich tot im Stall. Unbehandelt führen die Schichteier immer zum Tod. Die produzierten Eier können im Legedarm nicht weiterrutschen, blockieren damit auch die Nahrungsaufname, alles ist hochgradig entzündet und angeschwollen. Irgendwann ersticken sie dann. In Inges Fall drückten die Schichteier schon auf den Ischiasnerv, sodass sie motorische Ausfälle und große Schmerzen hatte.

Legehybriden kommen nicht oder nur sehr selten und unregelmäßig in die Mauser, sie legen also im Winter keine Legepause ein. Das ist ein Unterschied zu normalen Rassehühnern, die sich im Winter erholen können. Bitte bedenkt diese Umstände wenn ihr Eier kauft. Es ist egal ob Bodenhaltung oder Freilandhaltung, Hühner die 300 XL Eier im Jahr aus sich herauspressen müssen, leiden. Immer! Wenn man es bemerkt ist es meistens schon zu spät, da Hühner ihre Schmerzen lange verstecken. Drückt die Daumen, dass der Chip laaange wirkt.