Gunnar, der Kämpfer.
Gestern konnte ich wieder ein Kaninchen sichern. Er war in einer Kleinanzeige „zu verschenken“ drin. Das lockt leider schnell die Reptilienbesitzer an, die sich über eine Gratis Mahlzeit für ihre Schlange freuen. Ich hatte mit den Leuten schon vor einiger Zeit Kontakt aufgenommen, aber nie eine Antwort erhalten. Gestern erfuhr ich dann auch warum.
Er ist diesen Menschen vor 2 Jahren zugelaufen. Sie haben über Flugblätter etc. versucht sein Zuhause zu ermitteln, aber es vermisste ihn niemand. Also blieb er. Sie bauten einen Käfig. Da die Leute bereits vor ein paar Wochen umgezogen sind, und den Stall samt Kaninchen nicht mitnehmen konnten, wollten sie ihn nur „im Paket“ abgegeben. Da ich anbot nur das Kaninchen abzuholen, erhielt ich erst einmal keine Antwort. Ich glaube sie gaben sich Mühe im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Natürlich haben sie aber, wie so viele, ganz vieles falsch gemacht. Trockenfutter, Trinkflasche, der kleine Käfig- und das alles alleine. 2 Jahre ohne Artgenossen! Mir blutet das Herz.
Gestern haben wir erstmal den verschmierten Po gereinigt, er stank nach Durchfall. Heute Tierarzt-Check: die viel zu langen Krallen wurden gekürzt, Kotprobe ins Labor geschickt. Hintere Zähne haben verdächtige scharfe Ecken, Das schuppige Fell fällt büschelweise aus und er hat 2 merkwürdige „Placken“ am Nacken. Hautverdickungen, die der TA auch erst mal nicht zuordnen konnte. Und entzündete Hacken, die ich mit Manuka-Honig behandle. Der Bauch war zum Glück weich, trotzdem bekommt er 2 mal täglich ein darmaufbauendes Mittel in den Mund und wird nur langsam an die artgerechte Frischkost gewöhnt. Wenn er sich gut macht, kann er nächste Woche kastriert werden. Erstmal muss er sich berappeln und die Kotprobe darf keinen schlimmen Befund haben.
Auch wenn ich eigentlich kein 5. Kaninchen aufnehmen wollte, so bin ich wahnsinnig froh, dass ich ihn jetzt habe. Es hätte sich vermutlich kein anderer auf eine „Baustelle“ von mehreren Hundert Euro eingelassen. Gunnar muss ersteinmal ankommen. Er hat so gut wie kein Selbstbewusstsein, ist gar nicht richtig „da“. Heute stand seine Käfigtür den ganzen Tag offen, er hätte in seinem kleinen Gehegebereich herum hoppeln können, aber er hat sich einfach nicht heraus getraut. Der „Sprung ins neue Leben“ muss aber von ihm aus kommen. Er bekommt alle Zeit der Welt. Ich habe ihm gesagt, aber jetzt beginnt ein neues Kapitel, er kann sich auf etwas gefasst machen 🙂
Grade ist er mit so vielen Reizen noch völlig überfordert. Obwohl Romy vor seinem Stall neugierig hin und her hoppelt, sitzt er lieber hinter seinem vertrauten Gitter 🙁 /bei offener Tür).
Gunnar, ich habe dir diesen starken Namen gegeben, weil du ein Kämpfer bist. Du hast 2 Jahre durchgehalten, dann schaffst du diesen Schritt ins Glück auch noch. Ich finde dich jetzt schon so toll und freue mich dich kennenzulernen. Herzlich Willkommen auf der Lebenswiese, Gunnar.